… kürzlich war ich mit Anna ein wenig Bummeln in Dachau, und in einem ganz entzückenden Laden habe ich drei Postkarten mit Blumenmotiven gefunden. Die lagen dann so bei mir, und an einem besonders düsteren Morgen leuchteten sie mich so freundlich an, dass ich spontan eine zu leere Wand damit dekoriert habe.

 
 
 

Heute nun war wieder ein unglaublich schwieriger Start in den Tag, ich schaute diese Bilder an und fand sie immer noch zu leer, es fehlt etwas. Spontan dachte ich, dass hier die hübschen Washitapes meiner Tochter eine neue Aufgabe bekommen könnten, sie würde sich bestimmt auch freuen wenn sie zum Einsatz kommen.

 
 

Das fand ich so tröstlich dass ich eine Liste begonnen habe mit allem, was für mich Trost ist. Beispielsweise:

 

Trost ist…

…aus den hübschen Washitape-Bändern, die meiner Tochter gehört haben, Rahmen für Bilder zu gestalten.

…eine Umarmung.

…Erinnerungen an Zusammensein und gute Zeiten aufrufen zu können

…mit einer Freundin einen Kaffee zu trinken.

…mich an meinen Mann anlehnen zu dürfen.

…warmes Hundefell zu kraulen.

…ein bisschen mit Blumen zu werkeln und nach ein paar Minuten ein kleines Schmuckstück in den Händen zu halten.

…wenn jemand bestätigt, dass der Tod meiner Tochter wirklich irre schlimm, katastrophal und entsetzlich ist, dann fühle ich mich mehr verstanden als wenn jemand so tut als ginge das Leben einfach weiter wie bisher.

…ein Anruf.

…Sonne auf dem Gesicht.

…dass jemand sich Zeit nimmt für ein Gespräch oder eine Unternehmung.

…dass jemand mich aushält.

…gemeinsam auf die Krankheit zu schimpfen.

…ihr liebes Gesicht anzuschauen und dem Foto einen Kuss zu geben. Die schmerzliche Wehmut ist für mich tröstlicher als die Leere.

…ihr letztes verbliebenes Stofftier zu umarmen.

…die Natur wahrnehmen.

…darüber nachzudenken, wofür ich im Hier und Jetzt dankbar sein kann. Ich stelle fest, trotz meines kaum zu ertragenden Verlustes gibt es viel Gutes in meinem Leben.

…die Hinwendung zu anderen Menschen.

…eine Aufgabe zu haben.

…mich mit einem „komm schon“ von Bett oder Sofa aufgerafft zu haben und ein paar Schritte gegangener zu sein. So strömt Energie ein und ich kann manchmal noch etwas Gutes an so einem Tag nach schwierigem Start oder tiefschwarzen Phasen erleben. Es tröstet mich festzustellen, dass die Kraft dazu irgendwo in mir wohnt. Sie aufzurufen ist irre anstrengend, aber gelingt immer wieder.

 

Petra Kaden

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